Ernährungswissenschaftler und Autor mit eigenem YouTube Kanal. Wer sich mit veganer Ernährung beschäftigt, kommt an dem Namen Niko Rittenau nicht vorbei. Mit fundiertem Fachwissen und kulinarischem Know-How bereichert Niko die vegane Community und räumt mit Vorurteilen wie „VeganerInnen leiden häufiger an Depressionen“ auf. Im Vorgestellt-Interview gibt uns Niko einen ganz privaten Einblick in seinen Werdegang vom Touristikkaufmann zum veganen Ernährungswissenschaftler. Welche Sinnfragen und Schlüsselmomente ihn auf seinem Weg begleiteten, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Der Traum vom Leben auf den Cayman Islands
Der Karriereweg des gebürtigen Österreichers beginnt in der Hotel- und Gastronomiebranche. Hier bekam Niko das wichtigste Handwerkszeug für seinen damaligen Traumberuf, Hotelmanager, an die Hand, welches er innerhalb seines Studiums der Unternehmensführung in Wien vertiefte. In seiner idealen Vorstellung seiner Zukunft sah er sich als Manager eines hochklassigen Hotels am Karibischen Meer. Ein idyllisches Leben wie Urlaub, die Traumvorstellung von vielen Menschen. Doch schon in seiner Studienzeit kreuzten viele gesellschaftsrelevante Themen seinen Weg. Niko beschäftigte sich mit Themen wie der Welternährung, Tierethik und sozialer Ungerechtigkeit. Schleichend kamen ihm Zweifel an seinem Wunsch der perfekten Idylle im Warmen. Wo lag der Sinn in allem?
Ein erster Kontakt zum Veganismus
Für Niko war die Verbindung zwischen Tier und Fleisch schon, seitdem er sich zurückerinnern kann, klar. Aus diesem Grund vermied er es Fleisch zu konsumieren. Zwar konnte er es nicht vermeiden, Fleisch und Fisch in seiner Lehre zu verarbeiten, doch er selbst ernährte sich vegetarisch. Den ersten Kontakt zur veganen Ernährungsweise hatte Niko mit 21 Jahren, wo er an einem Infostand der veganen Gesellschaft Österreich und dem Verein über Tierfabriken erstmals mit der Problematik des Verzehrs von Eiern und Milchprodukten konfrontiert wurde. Nach einiger Recherche zu den ethischen Beweggründen der veganen Lebensweise verzichtete Niko auf immer mehr tierische Produkte.
Plan B in Berlin
Bedeutend für Niko´s Lebensweg war unter anderem der Wunsch eine Zeit lang in Berlin zu leben und hier ein Praktikum für eine Musikzeitschrift abzulegen. Letzteres sollte nie geschehen, da er eine Absage für die betreffende Stelle erhielt. Glücklicherweise aus heutiger Sicht, denn um das Abenteuer Berlin dennoch umsetzen zu können, bewarb er sich bei einem zweiten Praktikumsplatz beim Vegetarierbund Berlin (heute: ProVeg) – mit Erfolg! Bereits einige Tage nach Antritt der Stelle fasste Niko den Endschluss nach Berlin zu ziehen und eine Festanstellung am gleichen Arbeitsplatz anzutreten.
Aus privatem Interesse wurde eine Berufung
Gemäß den Werten seines Arbeitsplatzes adaptierte Niko die pflanzliche Ernährungsweise recht schnell. Die Frage, die dabei jedoch dauerhaft präsent blieb, war, wie gesund der Verzicht tierischer Produkte auf Dauer für den Körper wären. Doch diese konnte ihm zu diesem Zeitpunkt niemand in vollem Umfang beantworten. So studierte Niko berufsbegleitend Ernährungswissenschaften in Leipzig. Parallel dazu arbeitete er sich in seiner Freizeit in Daten zur veganen Ernährung ein. Zusätzlich dazu absolvierte Niko, gemeinsam mit Alex, 2014 eine Ausbildung zum ärztlich geprüften Ernährungsberater. Ein Zufall führte schließlich zu einem ersten Messeauftritt auf der BIOFACH, die weltweit größte Messe für biozertifizierte Lebensmittel. Es folgten weitere Messeveranstaltungen als Sprecher und diverse Fortbildungen, die er weltweit besuchte. Das Thema vegane Ernährung rückte immer weiter in den Vordergrund und ein ganz neuer Karrierefokus bildete sich heraus.
Vegan-Klischee ade! und Vegan ist Unsinn
Bereits ein Jahr nach seinem Bachelorabschluss wurde Niko´s erstes Sachbuch, mit wichtigen Daten und Fakten zur veganen Ernährungsweise, veröffentlicht. „Vegan-Klischee ade!“ wurde zwar zunächst von einer Vielzahl von Verlagen abgelehnt. Doch sind die 50.000 verkauften Exemplare im allerersten Jahr bezeichnet für den Erfolg des Werkes. Mittlerweile ist das Buch in der 6. Auflage und auch als E-Book sowie Hörbuch erhältlich. Um das komplexe Fachwissen umsetzbarer zu machen, folgte ein an das Werk anlehnendes Kochbuch in Kooperation mit Profikoch Sebastian Copien. Mit diesem Duo sollte zunächst das WIE der veganen Ernährung beantwortet sein. Das WARUM lieferte dann das Werk „Vegan ist Unsinn“, in welchem mit Vorurteilen zur veganen Ernährung, auf wissenschaftlicher Basis, aufgeräumt wird. Neben Niko arbeiteten an diesem Werk auch Ed Winters, ein bekannter veganer Aktivist und Patrick Schönfeld, ein Illustrator, der sich dem Thema Tierethik angenommen hat.
Vegan Low Budget und Vegane Ernährung für Einsteiger
Im November letzten Jahres (2020) veröffentlichte Niko ein weiteres Werk, mit dem Anspruch sein Wissen und dessen Umsetzung „(…) noch zugänglicher zu machen“. Als Gegenbeweis für die These, vegane Ernährung sei teuer, werden hier Rezepte zusammengestellt, die die Gesamtkosten von 5 Euro pro Tag nicht überschreiten. Für alle, die noch keine Berührungspunkte mit veganer Ernährung hatten oder die sich ein simpel erklärten Einstieg in die Thematik wünschen, ist das neueste Buch von Niko eine gute Wahl. „Vegane Ernährung für Einsteiger“ wird voraussichtlich im November 2021 veröffentlicht.
Wer jetzt direkt Interesse an kompakt zusammengefasstem Fachwissen in Kombination mit leckeren Rezepten bekommen hat, der kann mal bei Niko´s kostenlosem E-Book vorbeischauen. "Niko Rittenau & friends - Das 1x1 der veganen Ernährung" ist erstmals 2016 erschienen und bereits in der 4. Auflage. Es fasst wichtige Grundkenntnisse zur veganen Nährstoffbedarfsdeckung zusammen und bietet ein breites Repertoire an pflanzlichen Rezepten vieler Vertreter der veganen Community, unter anderem auch Alex.
Wissen to go
Neben den vielen Werken, die Niko zum Thema vegane Ernährung geschrieben hat, teilt er sein Fachwissen auch auf YouTube. Hier wird jede Woche ein Video zu einem ernährungswissenschaftlichen und/oder tierethischen Thema veröffentlicht. Alle Fakten zur thematisierten Fragestellung werden natürlich mit wissenschaftlichen Quellen belegt. In den 10 bis 20-minütigen Videos werden zudem aktuelle Themen rund um die vegane Ernährung aufgegriffen und kritisch hinterfragt.
Das Video zum Interview
Hinweis: Das innovative Projekt „Vorgestellt“ wird durch Mittel Europäischer Sozialfonds unterstützt.